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Projekt. Typografische Dialekte

Ziel. »Typografische Dialekte« ist ein Experiment, welches im Typografie-Seminar an der Universität der Künste Berlin (UdKB) im Sommersemester 2005 stattfand. Die Teilnehmer des Seminars erhielten die Aufgabe, Eigenschaften und Besonderheiten gestalteter Schriften zu erforschen. Jede Schrift spricht eine eigene Sprache. Verglichen mit gesprochener Sprache, könnte man diese als Dialekt begreifen. Die Eigenheiten bzw. Dialekte von Schriften bewusst in die Gestaltung und Schriftauswahl einzubeziehen, ist eine typografische Grundfähigkeit.

Durchführung. Das Erfinden und spielerische Anwenden von Schriften trägt zum Verständnis der spezifischen Merkmaleeiner Schrift bei. Im Rahmen des Seminars entstanden auf der Grundlage dieses Ansatzes typografischeDialekte. Sinnbild für die hochdeutsche Sprache stand die Georgia, die hinsichtlich derWeiterentwicklung zum Dialekt den Experimenten der Studierenden zur Verfügung stand. Es wurden keine neuen Schriften entwickelt, sondern typografische Transformationen der Georgia in FontLab. Entstanden sind sehenswerte Schrift-Experimente, von kühlem Küsten-Platt bis zu singendem Schwiezer Dütsch, von derbem Berlinerisch bis breitem Bayerisch.

Die Durchführung des Experiments wurde von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Auswahl und Eigenschaften der sprachlichen Dialekte sowie Merkmale der Buchstabenformen. Wir wählten die Ausgangsschrift Georgia, weil sie klare, nicht zu stark differenzierte Buchstabenformen besitzt und gefällig hinsichtlich ihrer Lesbarkeit erscheint. Gemeinsam untersuchten wir die Buchstabenformen der Schriftfamilie Georgia und wählten einen Ausgangsschnitt. Anschließend recherchierten die Studierenden einen Dialekt ihrer Wahl und arbeiteten die Eigenschaften und Besonderheiten heraus. Hierbei ging es nicht um eine linguistische Lautschrift-Analyse, sondern um die Auswahl fünf typischer Eigenschaften, welche den Charakter des gesprochenen Dialektes und deren Sprecher ausmachen. Für diese fünf Eigenschaften entwickelten die Studierenden metaphorische Visualisierungen und wendeten diese in FontLab an. Im Vordergrund stand dabei die intensive Auseinandersetzung mit Schrift und Buchstabenformen.

Die Ergebnisse der Aufgabe spiegeln sich in interessanten Semesterarbeiten wieder. Es sind Schriftkonzepte mit experimentellem Charakter entstanden, in deren Buchstabenformen die Eigenart sprachlicher Dialekte sichtbar wurden. Der spielerische Umgang mit Typografie ermöglichte den Teilnehmenden des Seminars einen emotionalen Zugang zum gestalterischen und technischen Entwerfen von Schrift. Letztlich sind liebevoll ausgearbeitete Schrift-Fragmente entstanden, die Sprache und Schrift assoziativ miteinander verbinden.

Format. Schriften (True Type Fonts); Plakate (60 x 200 cm)

Zeit. 8 Wochen (je 4 Semesterwochenstunden)

 
   

Andrea Schmidt, geboren 1975, absolvierte 2000 ihr Studium des Grafik-und Interfacedesigns an der Hochschule Anhalt Dessau. Es folgte anschließend eine Lehr- und Forschungstätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Rainer Funke am Fachbereich Design im Forschungsprojekt »Leben im Alter« an der Fachhochschule Potsdam. Von 2002 bis 2006 arbeitete Andrea Schmidt als Künstlerische Mitarbeiterin bei Prof. Ulrich Schwarz an der Universität der Künste in Berlin. Dort unterrichtete sie im Grundstudium der Visuellen Kommunikation, lehrte in den Bereichen Typografie, Grundlagen des Entwerfens und Digital Basics.

Seit 2006 ist sie als freie Designerin, Lehrende und Künstlerin tätig. Neben einem typografischen Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin im Wintersemester 2006/2007 unterrichtete sie im April 2007 als Gastdozentin an der China Academy of Art in Hangzhou (China) Typografie im Masterstudiengang der Visuellen Kommunikation.

Neben ihrer akademischen Laufbahn arbeitet Andrea Schmidt in verschiedenen Kunstprojekten und hält Vorträge zur Designdidaktik und Typografie. Vor allem die Verknüpfung künstlerischen Ausdrucks beschäftigt sie seit langer Zeit. Mit der Mitarbeit in freien Kunstprojekten zur Bild-Text-Transformation oder visualisierten Literatur verwirklicht sie ihre Ideen. Seit 2006 erforscht sie innerhalb des Forschungsprojektes »Typografie im Kontext« die Darstellung von Typografie im Digitalen Medium unter den Aspekten von Form und Lesbarkeit. Sie ist Mitglied im »Forum Typografie«.

Andrea Schmidt bildet zusammen mit Maria Lettberg die Stammbesetzung von »Mysterium«. Seit der Uraufführung 2003 in Helsinki (FIN) inszeniert sie die Bild-, Video- und Lichtarrangements zum Klavierspiel. Sie hat mit dem »Mysterium«-Projekt eine Möglichkeit gefunden, ihre Kompetenzen als Interfacedesignerin und Künstlerin zu verbinden. Ihre interdisziplinäre Herangehensweise ist bezeichnend für ein Kunstprojekt, das sich an den Konzepten Alexander Skrjabins orientiert.

www.andreaschmidt.3hochx.de
www.skrjabin-mysterium.de

www.udk-berlin.de

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